Ein Regenläufchen mit Kopfstaudamm und ein napoleonischer Spaziergang

Heut schummel ich ein bisschen. Ich war zwar um halb sieben in der Früh laufen, aber bin eine ähnliche Strecke dann am frühen Abend nochmal spazieren gegangen – hab erst da die Fotos gemacht, weil ich des Morgens mein Schmartfohn zuhause ließ.

In der Früh war es nieslert, feucht, aber mit 11 Grad angenehm und für meine Verhältnisse idealst zum Laufen. Sprich, rein in Shorts, T-Shirt und Käppi, damits mir nicht in die Augen regnet. Mir is viel recht bei Regen, nur wenn so kleine, vereinzelte Tropfenausreisser in meine Augen tropfen, das kann ich bitte nicht haben. So sehr kann ich mir das schlaanfallähnliche Zwinkern und Blinzeln nicht abtrainieren, dass es mich ned nerven könnt. Ich schau mit Käppi halt aus wie eine russisch-amerikanische Touristin, aber wenns noch bissl dunkel is, dann lass ich meine Sonnenbrille doch daheim, wenns nur um Regen geht. Zudem wirk ich mit meiner Adizero ein bisschen..erm…naja…komisch. Wie ein Fiat Panda mit einem Jaguar vorn dran oder einem Mercedesstern.

Ruhig wars in der Au, kaum ein Mensch, nur ein Walker und ein Läuferpärchen. Und es lief sich für mich wie auf Schienen. Von selbst. Gemütliche Geschwindigkeit, ohne Anstrengung, ohne Ansprüche, ohne Anforderungen an mich selbst bin ich gelaufen. Zum ersten Mal sein eineinhalb Wochen etwa war das Laufen einfach nur entspannend, in meinem Kopf haben sich Gedanken zu allen möglichen Thmen breitgemacht, und die Umgebung zog einfach an mir vorbei, bis ich nach einer guten halben Stunde überrascht war, dass ich die 6 Kilometer schon hinter mir gelassen habe.

Es ist schon komisch, das mit dem Laufen. Es kann so entspannend sein, und den Kopf richtig leermachen, sodass man einfach nur läuft, und eins ist mit dem Rundherum (geht besonders gut im Wald). Dann widerum gibts Läufe, in denen der Staudamm gebrochen wird, und das Hirn versucht so ziemlich ALLES gleichzeitig in den Synapsen zu koordinieren. Die Gedanken werden dann einfach ins Bewusstsein gespült, und drängen darauf, auch beachtet und geschätzt und verarbeitet zu werden. Gelingt nicht. Dann sind meist die unangenehmeren Gedanken im Vordergrund – bei mir leider. Es kann sein, dass es dennoch wunderbar läuft, und die Anstrengung das Negative einfach auffrisst, so wie der Muskel das Glycogen. Es kann aber auch sein, dass die Stimmung kippt, und ich mich in meinem Kopf verkrieche, was dazu führt, dass ich auch etwas schwerer laufe. Das sind die wirklich, wirklich mental herausfordernden Läufe, vor denen ich manchmal auch ein bisschen Angst habe; die dazu führen können, mir das Laufen zu verleiden, wenn sie nur oft genug hintereinander auftreten… aber sie werden durch einen guten Lauf, bei dem ich wieder mich selbst spüre, zum Glück wieder mehr als aufgewogen.

Der Spaziergang am Nachmittag war wettertechnisch fürs Spazierengehen hingegen perfekt. Bisschen blauer Himmel, mit Wolkenschlieren, bisschen Sonne, bisschen Himmel, der sich in den Abendstunden leeeiiicht rosa-orange zu verfärben beginnt…milde Temperaturen und jede Menge Raupen, die im Weg herumhängen und mich vermutlich beim Haarewaschen wiedersehen werden. Obwohl ich seit 25 Jahren eigentlich an diesemPlätzchen am Stadtrand wohne, war ich heute zum ersten Mal bei einem der Napoleonsteine, der am „Friedhof der Franzosen“ steht, um an Napoleons Niederlage im Mai 1809 in Aspern zu erinnern. Im Auwald versteckt, aber ein hübsches Plätzchen, wenn man sich traut, von der Vorwerkstraße abzuweichen. klein_WP_20150502_17_31_24_Pro

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Morgen bin ich noch bei meinen Eltern, da werd ich die Landschaft nochmal ausnutzen, und nochmal eine kleine Runde in der Au zurücklegen – auch wenn es so in keinem Trainingsplan steht, man muss die Gunst der Stunde nutzen!
…bevor es wieder in die graue Betonwüste geht, in der Regen fast ausschließlich trist wirkt…

7 Gedanken zu “Ein Regenläufchen mit Kopfstaudamm und ein napoleonischer Spaziergang

  1. Ich hab meistens ein spannendes Hörbuch dabei. Keine Chance für blöde Gedanken. Wenn ich meine Ruhe will, schalte ich es aus.
    Ja, so ein Regenlauf hat was! Schön grün ist es bei Dir! Und ich hoffe, Du hast der Raupe nach dem Waschen eine anständige Frisur verpasst. 😀

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  2. Ja, das mit der negativen Gedankenflut kenne ich auch…das scheint so als würde das Hirn denken „So, ätsch, jetzt biste durch nix abgelenkt, jetzt kannste dich nicht wehren!“ und schlägt dann mit der vollen Breitseite zu.
    Aber je nachdem wie lange man läuft, hat man am Ende ja doch meistens irgendwas davon verarbeitet oder ’ne Lösung gefunden…meistens.

    Schön isses in der Au ;))

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    1. Genau so… immer auf die eine kleine Gehirnzelle losgehen – nicht fair 😉
      Wenn die Gedanken dann so dahinhumpeln, oder fließen, dann verarbeitet man unterbewusst vermutlich eh auch einiges… kann man ja das Negative auch mal positiv sehen.
      Jaaaa, sehr schön 🙂

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